This is the beginning.
But... - where should it start? I'll start with a literary inauguration - "Something's happened again" this is how Wolf Haas opens his infamous Austrian Brenner-crime-novels. And right after that opening it gets hilarious. And we laugh. Armin too.
Austria. That's a very good starting point - Armin adored not only the mountains and the picturesque panoramas there, but also the people. Especially the people and their culture he loved. Their idioms and juicy dialects that origined there which are like a linguistic dandelion defying standard German and defying time and adversities - he falled for that dialects. Language thrown through the air in the tavern, langauge that whoops with joy, that hands out slaps in the face in rage. Or language that calls someone in great need...
That was probably the most unbearable thing for me, the greatest affront: This eloquent man, for whom language and rhetorical aspiration was both a matter of the heart and a matter of course, that this man had been robbed of his words by the illness. He struggled with cancer for every word which was held back by the tumor. And sometimes he even won and the word was suddenly there. But to look on helplessly, to remain a witness just watching him struggleto his struggle. I know it's no use, but: I wish I had been able to help you in that and I would have been a greater help to you.
Austria, that would also be a good starting point musically. Attwenger. No, say it loud: ATTWENGER! My God, how much did he and his wife Ute love this band. I am definitely not into hard market analysis numbers, but I think there won't be many other record shops or distributors in Germany introducing other people to the greatness of Attwenger so enthusiastically. Their order? "Listen to this supercool band off the beaten path of the music industry!" To every ecstatic praise of a supposedly super great contemporary band (which was actually really boring on closer inspection) Armin replied: "Well, shure, fair enough. BUT: Don't you want to listen to something really relevant and cool? In this case I have a band for you.. ." -
Attwenger had no more passionate advocate in this country.
Why? Similar to the german dialects that fascinated Armin throughout his life, the dialects he studied and absorbed while wandering around with a keen ear during a retreat, he was passionately enthusiastic about the resistant recalcitrance and stubbornness that constantly surfaced in the midst of the brutally dumb homeland praise of Germany and Austria. That really impressed him. And that was always his maxim: First there has to be heart AND mind together; then there has to be courage. And from there? Yes, from there it's actually quite easy. At least for this sincere man. He always knew his stance. And I admire him so much for that.
And I already miss you so badly.
This isn't the end. The photo shows us all being around again a few weeks ago. Our children, already grown-up. Of course our family became part of a life together that you invited us to. The very day before this picture was taken our son put on his brandnew hiking boots and ran up the mountain like he was enlightened. A few years ago he did this together with you. We watched him wistfully and at the same time grateful: This enthusiasm for the mountains was inaugurated by you. This applies to all of us. Without you there would be no hiking boots. Without you there would not be so much. Many things are supposedly tiny and insignificant, many things are not visible at all.
We have been richly gifted over the years.
Take care, dear friend.
Das ist der Anfang.
Nur... - wo soll er beginnen? Beginne ich mit einem literarischen Anfang - „Jetzt ist schon wieder was passiert“, so lässt Wolf Haas seine austrischen Brenner-Krimis beginnen. Und dann, dann wird es urkomisch. Und wir lachen. Armin auch.
Österreich. Das ist ein guter Anfang - liebte Armin doch nicht nur die Berge und die Touristen-Panoramen, sondern auch die Menschen, die dort lebten. Gerade sie liebte er. Ihre Idiome und saftigen Mundarten, die dort entspringen und als linguistischer Löwenzahn Zeit und Widrigkeiten trotzten und trotzen - sie haben es ihm angetan. Sprache, die im Wirtshaus durch die Luft geschleudert wird, die vor Freude juchzt, die in Rage Maulschellen verteilt. Oder in großer Not etwas anruft... Wahrscheinlich war das das unerträglichste für mich, der größte Affront dieses Daseins: Dass dieser wortkluge Mann, dem Sprache und rhetorischer Anspruch so Herzensangelegenheit wie auch selbstverständlich war, dass dieser Mann in den letzten Monaten durch die Krankheit seiner Worte beraubt wurde. Vorher rang er noch mit ihr, um jedes Wort, das ihm nicht mehr einfiel, vom Tumor zurückgehalten wurde. Und manchmal hat er sogar am Ende gewonnen und das Wort war plötzlich da. Aber ihm beim Ringen zuschauen zu müssen, verdammt zu sein Zeuge seines Mühens und seines inneren Haderns zu bleiben. Ich weiß, es nützt gar nichts, aber: Ich hätte dir wirklich sehr gerne dabei geholfen und wäre dir dabei gerne eine größere Hilfe gewesen.
Österreich, das wäre auch musikalisch ein guter Anfang. Attwenger. Nein, say it loud: ATTWENGER! Mein Gott, was lieben er und seine Frau Ute diese Band. Mir fehlen harte, marktanalytische Zahlen, aber ich denke es wird nicht viele Plattenläden oder Vertriebe in Deutschland geben, die anderen Menschen die Großartigkeit Attwengers so enthusiastisch nähergebracht haben. Der Auftrag? "Hört euch diese supercoole Band an, fernab von allen ausgetretenen Pfaden der Musikindustrie!" Auf jede verzückte Lobpreisung einer vermeintlich supertollen zeitgenössischen Band, die aber eigentlich gar langweilig war, entgegnete Armin: "Ja, ja, schon recht, aber: Willst du nicht mal etwas wirklich relevantes und cooles hören? Ich wüsste da eine Band für dich..." - Attwenger hatten keinen leidenschaftlicheren Fürsprecher.
Warum? Ähnlich der Mundarten und Dialekte, die Armin zeitlebens faszinierten, die er auf Wanderschaft mit wachem Ohr während einer Einkehr studierte und aufsog, konnte er sich leidenschaftlich für die widerständige Renitenz und Dickköpfigkeit begeistern, die sich inmitten der brutal-tumben Heimatlobhudelei Deutschlands und Österreichs immer wieder ihren Platz erkämpfte und erkämpft. Das hat ihn schwer beeindruckt. Und das war auch stets seine Maxime: Erst kommen Herz UND Verstand; dann kommt der Mut dazu. Und ab dann? Ja, ab da ist es dann doch eigentlich ganz einfach. Jedenfalls für diesen aufrichtigen Mann. Er wusste stets, wo und was er war. Und ich bewundere ihn so sehr dafür.
Und du fehlst mir jetzt schon so arg.
Das ist nicht das Ende.
Das Photo zeigt uns alle noch einmal vor ein paar Wochen. Die Kinder, schon groß. Ganz selbstverständlich wurden sie und wir Teil eines gemeinsamen Lebens, in dass ihr uns eingeladen habt. Der Sohn hat am Tag vor der Aufnahme dieses Bildes seine neuen Wanderschuhe angezogen und ist den Berg wie erleuchtet hochgerannt. Ein paar Jahre zuvor noch hat er das mit dir zusammen getan. Wir sahen ihm dabei zu, wehmütig und gleichzeitig dankbar: Von dir hat er die Begeisterung für die Berge gelernt. So wie wir alle. Ohne dich gäbe es nicht die Wanderschuhe. Ohne dich gäbe es so vieles nicht. Vieles vermeintlich klein und unbedeutend, vieles gar nicht sichtbar.
Wir sind reich beschenkt worden all die Jahre. Mach es gut, teurer Freund.
- Michael Sobott, Beau Travail Records -
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