Mittwoch, 16. August 2023

I met Armin almost exactly 20 years ago. The days of the legendary concerts in Nagold were long gone, but there was a peak in concerts in Stuttgart and Esslingen, organized by two concert groups. I was part of one of these groups and closely related to the other. We organized frequently many bands that Armin released on X-Mist or advertised in his mailorder, so that Armin and his wife Ute were often at the concerts. If he initially had a record box with him to offer vinyl for sale, he refrained from doing so, but you could still take advantage of the opportunity to have records brought to you. Armin always packed the records in a cloth or plastic bag and handed them to me with the words "Die Guck kannsch b'halte". So it happened that my collection of bags with imprints from retail companies in Nagold and the surrounding area kept growing. The last time he brought records was on July, 23rd this year. We met that day in a park in Neubulach, in the area where Armin grew up. Armin chose the meeting point because there is a Kneipp-pool there and the doctors had recommended that he take Kneipp therapy to treat the symptoms caused by his tumor. Then Ute, Michael and I played a round of mini golf, which Armin was no longer able to do due to his physical condition. Nevertheless, he tried his hand at the last track and persevered, which can be seen symbolically for his will to survive in the last few months.

The last bag in which he handed on records is from the NICOLAY company in Nagold. The company's website states that the company specializes in the "development and manufacture of products for non-invasive patient applications." So of course the last bag inevitably reminds me of his illness. I would have preferred a bag from “Getränkehandel Gerhard Kern, 72202 Nagold”, or something similar. There's the obvious association of drinking a beer to him. Let's see what I have in the fridge. Because: when I was in Nagold yesterday morning after his death, a friend of Armin told me that he had just had a beer with Armin's brother. "Yes! Heineken!” said his wife Ute. "Armin would definitely not endorse that at all."

This is how I will remember Armin, who expressed a sharp and clear judgment about things that did not suit him to the end. And that comforts me.



Ich habe Armin vor ziemlich genau 20 Jahren kennengelernt. Da waren die Zeiten der sagenumwobenen Konzerte in Nagold längst vorbei, aber es gab eine Hochphase an Konzerten in Stuttgart und Esslingen, ausgerichtet von zwei Konzertgruppen. Von einer dieser Gruppen war ich Teil, der anderen Gruppe eng verbunden.

Wir veranstalteten viele Bands, die Armin auf X-Mist veröffentlichte oder im Mailorder bewarb, in einer hohen Frequenz, sodass Armin und seine Frau Ute häufig bei den Konzerten waren.
Hatte er zunächst noch eine Plattenkiste dabei, um Vinyl zum Kauf anzubieten, kam er davon zwar ab, man konnte aber weiterhin die Möglichkeit nutzen, sich Platten mitbringen zu lassen. Dabei hatte Armin die Platten stets in eine Stofftasche oder Plastiktüte gepackt und mir diese mit den Worten “Die Guck kannsch b’halte” überreicht. So kam es, dass meine Sammlung an Taschen mit Aufdrucken von Einzelhandelsunternehmen aus Nagold und Umgebung stets wuchs.

Ich habe mir zuletzt am 23.07. diesen Jahres Platten von ihm mitbringen lassen. Wir hatten uns an dem Tag im Kurpark in Neubulach, in der Gegend, in der Armin aufgewachsen ist, verabredet. Den Treffpunkt hatte Armin gewählt, weil es dort ein Kneippbecken gibt, und die Ärzte ihm empfohlen hatten, zu kneippen, gegen die Symptome, die sein Tumor verursachte.
Anschließend spielten Ute, Michael und ich eine Runde Minigolf, was Armin aufgrund seiner Erkrankung motorisch nicht mehr möglich war. An der letzten Bahn hat er sich dennoch versucht, blieb hartnäckig dran, was sinnbildlich für seinen Überlebenswillen in den letzten Monaten gesehen werden kann.

Die letzte Tasche, in der er mir Platten überreicht hat, ist von der Firma NICOLAY aus Nagold. Auf der Homepage der Firma steht, dass sich die Firma auf die “Entwicklung und Herstellung von Produkten für nichtinvasive Patientenanwendungen” spezialisiert hat. Damit erinnert die letzte Tasche mich natürlich unweigerlich an seine Krankheit. Da wäre mir doch eine Tasche von “Getränkehandel Gerhard Kern, 72202 Nagold”, oder etwas ähnliches lieber gewesen. Da wäre die naheliegende Assoziation, ein Bier auf ihn zu trinken. Mal schauen, was ich im Kühlschrank habe. Denn: als ich gestern morgen nach seinem Tod in Nagold war, erzählte ein Freund von Armin, dass er mit Armins Bruder gerade eben ein Bier auf Armin getrunken habe. “Ja! Heineken!”, sagte seine Frau Ute. “Das hätte dem Armin gar nicht gefallen”.
So wird mir Armin, der bis zuletzt ein scharfes und klares Urteil über Dinge äußerte, die ihm nicht passten, in Erinnerung bleiben. Und das tröstet mich.

- Fabian Zeh - 


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