Samstag, 26. August 2023


Foto von Schippy


"I went to see the SLEAFORD MODS twice. 

The first time ever for me in Esslingen. My expectations and tension were extremely high. It was probably due to myself that I developed rather ambivalent feelings and thoughts during the performance. Maybe not everything was 100% right (mainly the sound), maybe the SLEAFORD MODS had a more tense day, maybe it was the general expectation of the audience, which I thought I could feel... My very subjective perception. On the one hand, I found the performance itself great, interesting and above all remarkable. But I also had this uncomfortable feeling of being at the zoo, standing in front of the monkey house, waiting for the two to perform their tricks that were supposed to get me and the rest excited. "Entertain us!" - The consumerist concert idea of having paid admission and now having it delivered. Correspondingly more relaxed, without the nervousness and the obsessive idea of "having" to see something historic, I was then able to make the journey to Schaffhausen a few days later. There was then just the simple joy of seeing it again. Perhaps it was then again just down to myself and my subjective perception, but I had the feeling in Schaffhausen right from the start that it was "different". Even before the concert I found Andrew and Jason "looser" and more relaxed than in Esslingen.

Maybe it was also due to the general attitude of the audience, most of whom were there because of the Swiss support act - and it seemed like all the media hype about SLEAFORD MODS in Switzerland had only reached "insiders" by then... Anyway, I felt that the audience was curious and open-minded, and therefore reacted to the band with this "Oh! WOW!" feeling towards the band. The sound, by the way, was also bombastically good, Jason and Andrew were on top form, the audience became downright euphoric! It was a congenial mutual give and take, the likes of which you rarely or never get to experience at a concert. I was blown away, completely out of my mind and can't remember having had such a great feeling of happiness after a concert in the last few decades, having experienced something really great, stirring and above all meaningful. It was literally a liberation in more ways than one! And it was exactly THAT (not to mention the music) that originally brought me to punk and which has unfortunately been lost over the decades. I think the biggest compliment came from Ute, who had no idea about the whole media presence of the SLEAFORD MODS, who didn't notice anything (except for a few stories about me, but she doesn't believe me anyway...), who had hardly heard the music before (and never really likes anything that sounds like hip hop or rap anyway...) - someone who really went to the concert in Schaffhausen unbiased and unprejudiced. She said to me afterwards: "I have rarely, or perhaps never, seen and experienced something so authentic at a concert". In the end, it was exactly what I had no longer expected: an event of historical significance for me. One that will accompany me for the rest of my life - and gave me another enthusiastic "kick" to keep going in an otherwise trivial world."

- Armin, X-Mist, in Trust Fanzine, 167 / 2014 -



"Ich hatte mir die SLEAFORD MODS zweimal angeschaut. Das überhaupt erste Mal für mich in Esslingen. Dementsprechend vorbelastet und extrem hoch war meine Erwartungshaltung und Anspannung. Wahrscheinlich lag es an mir selbst, dass ich dann während des Auftritts eher zwiespältige Gefühle und Gedanken entwickelte. Vielleicht hat auch nicht alles 100%ig gepasst (in erster Linie der Sound), vielleicht hatten die SLEAFORD MODS auch einen etwas angespannteren Tag hinter sich, vielleicht lag es auch an der allgemeinen Erwartungshaltung des Publikums, die ich zu spüren glaubte… Meine ganz subjektive Wahrnehmung. Einerseits fand ich den Auftritt an sich schon toll, interessant und vor allem bemerkenswert. Aber mich beschlich auch dieses unangenehme Gefühl, wie bei einem Besuch im Zoo zu sein, vor dem Affenhaus zu stehen und darauf zu warten, dass die Beiden ihre Kunststückchen aufführen, die mich und den Rest in Begeisterung versetzen sollten. „Entertain us!“ – Der konsumistische Konzertgedanke, Eintritt bezahlt zu haben und nun geliefert zu bekommen. Entsprechend gelöster, ohne die Nervosität und die zwanghafte Vorstellung etwas Historisches sehen zu „müssen“, konnte ich dann einige Tage später die Reise nach Schaffhausen antreten. Da war dann einfach nur noch die schlichte Freude auf ein Wiedersehen. Vielleicht lag es dann wieder nur an mir selbst und meiner subjektiven Wahrnehmung, aber ich hatte in Schaffhausen von Anfang an das Gefühl, dass es „anders“ ist. Schon vor dem Konzert schienen mir Andrew und Jason „lockerer“ und entspannter als in Esslingen.


Vielleicht lag es auch an der allgemeinen Haltung des Publikums, das bestimmt zu einem Großteil wegen der Schweizer Vorgruppe da war – und es schien als wäre der ganze mediale Rummel um die SLEAFORD MODS in der Schweiz bis zu dem Zeitpunkt nur zu „Insidern“ vorgedrungen… Jedenfalls glaubte ich zu spüren, dass das Publikum neugierig und offen war, dementsprechend auch unvoreingenommen mit diesem „Oh! WOW!“ Gefühl auf die Band reagierte. Der Sound war übrigens auch bombastisch gut, Jason und Andrew liefen zu Hochform auf, das Publikum wurde geradezu euphorisch! Es war ein kongeniales gegenseitiges Geben und Nehmen, wie man es selten oder nie bei einem Konzert erleben darf. Ich war hin und weg, komplett aus dem Häuschen und kann mich nicht erinnern, in den letzten Jahrzehnten ein dermaßen großes Glücksgefühl nach einem Konzert gehabt zu haben, etwas wirklich Tolles, Mitreißendes und vor allem auch Aussagekräftiges erlebt zu haben. Es war im wahrsten Sinne des Wortes in mehrerlei Hinsicht eine Befreiung! Und haargenau DAS (ganz abgesehen von der Musik) war es, was mich ursprünglich zu Punk brachte und was leider im Laufe der Jahrzehnte verloren ging. Ich glaube das größte Kompliment kam von Ute, die keine Ahnung hatte von der ganzen Medienpräsenz der SLEAFORD MODS, an der das Alles (bis auf ein paar Erzählungen von mir, aber mir glaubt sie so was eh‘ nicht…) spurlos vorbeiging, die die Musik zuvor so gut wie gar nicht gehört hatte (und alles was nach Hip Hop oder Rap klingt, sowieso nie sonderlich mag…) – also von Jemandem der wirklich unvorbelastet und unvoreingenommen zu dem Konzert nach Schaffhausen ging. Sie meinte nachher zu mir: „Ich habe selten, oder vielleicht noch nie, etwas derart Authentisches bei einem Konzert gesehen und erlebt“. Letztlich war es dann genau das, was ich gar nicht mehr erwartet hatte: Ein Ereignis von historischer Bedeutung für mich. Eines das mich den Rest meines Lebens begleiten wird – und mir wieder einen enthusiastischen „Kick“ gab, in einer ansonsten von Belanglosigkeit geprägten Welt weiter zu machen.

- Armin, X-Mist, in Trust Fanzine, 167 / 2014 -

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