Mittwoch, 16. August 2023

Ich habe Armin wohl Ende der 90er im damaligen OBW9/Fuck You Emptyness/Komma Esslingen Umfeld kennen gelernt und damit auch sein Label X-Mist. Internet war erst langsam im Kommen und an Streaming von Non-Mainstream Bands wie heute war noch ewig nicht zu denken. Es gab nur wenige Möglichkeiten, wirklich umkommerzielles und richtig gutes, interessantes Zeugs abseits von Visions/Intro/dergleichen zu entdecken, und bei den meisten Fanzines konnte man sich nicht wirklich auf Geschmäcker verlassen, weil zu festgefahren auf irgendwelchen Stil/Szene/Cool aussehen/Lifestyle/etc. Bullshit. Nicht so bei X-Mist. Man konnte immer darauf zählen, dass Armin nur Platten und Bands in seinem Mailorder abfeiert, die er tatsächlich selbst gut und relevant findet, ohne dabei auf einen bestimmten Stil festgefahren zu sein. Und absoluten Schrott oder Sachen die es eh überall gab, hat er schon gar nicht im Sortiment gehabt. Durch seine eigenen X-Mist Releases hat er sein Profil geschärft, und man konnte sich irgendwie immer darauf verlassen, dass es sich lohnen könnte, seine eigenen Bands oder persönlichen/Mailorder Empfehlungen wenigstens auszuchecken. Was mir schon damals imponiert hat, wie er stur seinen eigenen DIY Stiefel durchgezogen hat, ohne sich irgendwelchen Trends, dem Zeitgeist, oder dem Kommerz zu beugen. Oft war er damit wohl der Zeit voraus im Entdecken von neuen und interessanten Bands, ehe diese selber später in der Bedeutungslosigkeit versanken… Umso bemerkenswerter ist es, dass er sein Label und den Mailorder eine so lange Zeit bis zu seinem zu frühen Lebensende in unverändertem Punk/DIY Stil betrieben hat, während wohl die meisten von vor 20/30/40 Jahren längst bürgerlich und angepasst geworden sind, mich selbst eingeschlossen. 

Ich werde mich gerne an die Besuche im X-Mist Plattenladen in Nagold erinnern, und an Armin als schrulligen und interessanten Charakter, und manche von seinen musikalischen Empfehlungen werden mich wohl bis an mein eigenes Lebensende begleiten, genauso wie die Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. Und das, obwohl ich Armin schon seit über 20 Jahren nicht mehr gesehen habe. Armin und X-Mist werden eine grosse Lücke hinterlassen, aber auch Spuren vor allem bei denjenigen, die mit ihm persöhnlich und seinem Schaffen in Kontakt gekommen sind.

- Thomas Jaensch -

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